Lesung Joshua Cohen

Der US-amerikanische Schriftsteller Joshua Cohen präsentiert seinen Roman »Solo für Schneidermann«. Deutsche Texte: Ulrich Blumenbach

Mit "Neun Bemerkungen am 9. November" hat sich Joshua Cohen an die Öffentlichkeit gewandt (FAZ, 11.11.). Darin deutet der Journalist und Schriftsteller, der derzeit mit seinem neuen Roman "Solo für Schneidermann" auf Lesereise ist und u.a. in Kiel gastiert, die Ursachen und Folgen der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten wie auch die eigene Fehleinschätzung im Vorfeld der Wahlen. Diese Thesen geben den sehr aufschlussreichen Innenblick eines kritischen amerikanischen Intellektuellen, der für sich und uns die unerwartete Tatsache zu begreifen sucht, dass 47,5 % der US-Wähler "Hassrede als legitim ansehen, sexuelle Übergriffe als legitim ansehen, Massendeportationen als legitim ansehen, Einwanderungsbeschränkungen aus religiösen Gründen als legitim ansehen" und der sich als "glücklichste Fügung" nur vorstellen kann, dass die Wahlthesen des neuen Präsidenten "nur schamloses Buhlen" waren, ein "Faschismus ohne Überzeugungen".

Mit seiner neunten Bemerkung greift Cohen das auch für die eigene Familie bedeutsame Datum des Schreibens auf, den Jahrestag der von Amerikanern als 11/9 abgekürzten "Kristallnacht", die seine Großmutter auf den Weg von Deutschland nach Amerika brachte, einen Weg der auch im Roman "Solo für Schneidermann" eine zentrale Rolle spielt. Das "Solo" darin spielt der Violinist Laster in der altehrwürdigen Carnegie Hall in New York, aber er spielt es nicht auf der Geige, sondern legt diese beiseite und huldigt seinem verschwundenen Freund Schneidermann. Die furiose Rede auf seinen Freund und auf die Freundschaft selbst wird zu einer Zeitreise durch ihre gemeinsame Vergangenheit und führt von Holocaust und Krieg bis ins Exil nach Amerika. Stilistisch ist dieses »Solo« ein symphonisches Sprach- und Klangmeisterstück, das beim Hören wie Lesen einen Sog entfaltet, der Jan Wilm im »Tagesspiegel« zum Vergleich mit den Prosastücken Samuel Becketts und Thomas Bernhards veranlasste.

Bei der Veranstaltung im Literaturhaus wird Joshua Cohen von seinem vielfach ausgezeichneten Übersetzer Ulrich Blumenbach begleitet, der deutschen Stimme u. a. von David Foster Wallace.

Eintritt: 8,- / 5,- (auch für die Mitglieder der Amerika-Gesellschaft S-H)

Veranstalter: Literaturhaus S-H | Amerika-Gesellschaft S-H | Englisches Seminar der CAU zu Kiel

Mit freundlicher Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia

Diese Veranstaltung gehört zum Projekt

Literaturhaus Reihen
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